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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2024/05/pm_115.php 31.05.2024 15:12:20 Uhr 18.07.2024 07:14:27 Uhr

Prostitution in der Diskussion

Welthurentag macht auf Diskriminierung von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern aufmerksam

Am Sonntag, 2. Juni 2024, ist Welthurentag – ein Gedenktag, der auf die Diskriminierung von Prostituierten aufmerksam machen soll. Dr. Matthias Stiehler, Leiter des Sachgebiets Sexuelle Gesundheit, bekräftigt: „Dieser Tag ist nach wie vor aktuell.“ Derzeit gibt es eine Diskussion um ein sogenanntes „Sexkaufverbot“. 

„Wir bezweifeln auf Grundlage unserer Erfahrungen, die während der Corona-Zeit gesammelt wurden, ob damit das Anliegen, Zwangsprostitution und Menschenhandel einzudämmen, erreicht werden kann. Vielmehr ist zu befürchten, dass durch ein Prostitutionsverbot Illegalität zunimmt und in deren Folge Zwangssituationen für diejenigen zunehmen, die in der Sexarbeit tätig sind.“

Dr. Matthias Stiehler, Leiter des Sachgebiets Sexuelle Gesundheit

Während der Corona-Pandemie gab es mehrere Zeiträume, in denen die Ausübung von Prostitution untersagt war. Das Ergebnis war jedoch nicht, dass es keine Prostitution gab. Sexuelle Dienstleistungen wurden weiterhin angeboten. Prostituierte wechselten die Wohnungen und die Werbung fand ausschließlich über das Internet und Handys statt. Die Szene veränderte sich. Insbesondere der Anteil ausländischer Frauen nahm zu, die häufig auch die Städte wechseln, in denen sie arbeiten. Für die Ordnungsbehörden, wie beispielsweise Ordnungsamt und Polizei, und Hilfsangebote von Gesundheitsamt und Fachberatungsstelle wurde es schwieriger den Überblick und die Kontakte zu halten. 
In Dresden gibt es kein abgegrenztes Rotlichtviertel. In den meisten Fällen findet Prostitution in Wohnungen und kleinen Häusern statt. Die genaue Zahl der Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter ist nicht bekannt. Die Beratungsstelle geht davon aus, dass jeden Tag etwa 200 bis 300 Frauen, Männer und Transpersonen ihre sexuellen Dienstleistungen anbieten.
Das Team der Beratungsstelle für AIDS und sexuell übertragbare Infektionen bietet eine kostenfreie sowie anonyme Beratung und Untersuchung für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter an. Zudem ist das Sachgebiet Sexuelle Gesundheit neben dem Ordnungsamt ein Anlaufpunkt für die Umsetzung des „Prostituiertenschutzgesetzes“. Dieses besagt, dass sich Menschen, die sexuelle Dienstleistungen erbringen, vor der Arbeitsaufnahme persönlich anmelden müssen. Sie bekommen zusätzlich zur Bescheinigung eine persönliche und vertrauliche Gesundheitsberatung. 
Der Welthurentag geht auf einen Aufstand in Frankreich zurück: Am 2. Juni 1975 besetzten mehr als 100 Prostituierte die Kirche Saint Nizier in Lyon, um auf ihre schlechten und diskriminierenden Lebens- und Arbeitsverhältnisse aufmerksam zu machen. Dabei forderten sie die Freiheit ihrer Berufsausübung. Das war das erste Mal, dass Prostituierte durch einen Arbeitskampf weltweit Aufsehen erregten. In vielen anderen Ländern kam es zu Sympathiebekundungen auch außerhalb des Milieus. Seitdem wird dieser inoffizielle Gedenktag als Welt-Huren-Tag begangen. Seit 2001 gilt ein roter Regenschirm als Symbol des Widerstandes gegen Unterdrückung und Diskriminierung von Prostituierten.