Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de

https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2024/01/pm_059.php 22.01.2024 15:52:42 Uhr 24.08.2024 08:14:29 Uhr

Ehemaliges Lager Hellerberge wird als Erinnerungsort sichtbar

Gedenkareal Dresdner Norden markiert die Spuren der NS-Diktatur

Der Ideenwettbewerb zum Gedenkareal Dresdner Norden hat einen wichtigen Meilenstein erreicht: Für das ehemalige Lager Hellerberge liegt nun ein Konzept mit Visualisierung vor, wie dieses als Erinnerungsort sichtbar werden soll. Das Lager Hellerberge hat im Wettbewerb besondere Priorität, da dieser Erinnerungsort als solcher nicht erkennbar ist, obwohl er mehrere Themen von erinnerungskultureller Bedeutung berührt. Er war Zwangsarbeiterlager, Lager für Menschen jüdischen Glaubens, Entbindungsheim und „Ausländerkinder-Pflegestätte“. Ein trauriger Zusammenhang besteht zum benachbarten St.-Pauli-Friedhof, auf dem 225 Säuglinge und Kinder von Zwangsarbeiterinnen begraben sind. 

Die Ablagerung des Dresdner Trümmerschuttes und die ehemalige Nutzung als Mülldeponie zeigen den früheren Umgang mit diesem Ort und trugen zur Überformung des Areals bei. Bisher ist das Lager Hellerberge nur mittels Mahndepot Nr. 9 und Schautafeln im Bereich der Haltestelle St.-Pauli-Friedhof auf Betreiben zivilgesellschaftlicher Initiativen gekennzeichnet. Der Freistaat Sachsen hat nun Fördermittel von bis zu 50.000 Euro für die bessere Sichtbarmachung des ehemaligen Lagers Hellerberge aus sogenannten PMO-Mitteln (Vermögen von Parteien und Massenorganisationen in der ehemaligen DDR) bereitgestellt.

Das Konzept „MNEMO Dresden“ für das ehemalige Lager Hellerberge von der ARGE Wandel Lorch Götze Wach GmbH sowie des Künstlers Jochem Hendricks sieht vor, das Areal durch sogenannte Splitterinterventionen zu kennzeichnen und zu benennen. Ein stilisiertes Bauschild vermittelt, dass an diesem Ort während des Nationalsozialismus schreckliche Verbrechen begangen wurden. Es weist zusätzlich darauf hin, dass es im Dresdner Norden weitere solcher Orte gibt, die nicht vergessen werden dürfen. Das Bauschild soll auch als Ausgangspunkt für öffentliche Diskussionen und Hintergrund für Veranstaltungen zu Themen wie
Holocaust und Gedenkstätten in Dresden dienen. QR-Codes liefern vertiefende historische Informationen. Dieses erste Großprojekt im Kontext des Gedenkareals soll bis Ende 2025 fertig sein.

„In der Verantwortung der nachfolgenden Generationen liegt es, in regelmäßigen Intervallen an die Menschheitsverbrechen des nationalsozialistischen Regimes nicht nur zu erinnern, sondern auch der Opfer angemessen zu gedenken. Diese Verpflichtung gewinnt an Bedeutung vor dem Hintergrund aktueller Bemühungen, die historischen Tatsachen zu leugnen und für eigene Zwecke zu instrumentalisieren. Das Fortschreiten der Wettbewerbsergebnisse mit der Grundkonzeption des Lagers Hellerberge bedeutet nicht nur einen Beitrag zur Formung des Gedenkareals, sondern erfüllt auch eine gesellschaftliche Verantwortung.“

Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch
„Die Herausforderung des erinnerungskulturell so wichtigen und vielschichtigen Ortes an der Radeburger Straße zwischen den Stadtbezirken Neustadt und Pieschen betrifft die Stadtverwaltung ebenso wie die Bürgerinnen und Bürger Dresdens. Die Fläche ist bereits vor Jahren von der Umweltverwaltung erworben und als naturschutzrechtliche Ausgleichsfläche gesichert worden. Nun soll sie im Einklang mit dem Naturschutz ein wichtiger Ort des Gedenkens in der Region Dresden werden. Das vorliegende Konzept soll gemeinsam mit den Akteuren der zivilgesellschaftlichen Erinnerungskultur realisiert werden; daran beteiligen wir uns als Umweltverwaltung sehr gern.“
Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen