Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de

https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2023/07/pm_001.php 03.07.2023 14:20:03 Uhr 29.08.2024 04:18:43 Uhr

Dresden verpflichtet sich zu besserem Schutz vor häuslicher Gewalt

Stadtrat bestätigt Strategiepapier für Gewaltschutz

Kinder und Erwachsene werden in Dresden besser vor häuslicher Gewalt geschützt und im Krisenfall umfassend unterstützt. Das besagt das neue Gewaltschutz-Konzept, das der Dresdner Stadtrat jetzt beschlossen hat. Gestärkt und ausgebaut werden insbesondere die Beratung und die Unterstützung bei häuslicher Gewalt sowie der präventive Gewaltschutz. Dazu sind unter anderem ein Notruftelefon für Betroffene von sexualisierter Gewalt, zusätzliche und barrierefreie Schutzplätze, die Weiterentwicklung der Unterstützungsangebote und eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit geplant. 
Dr. Kristin Klaudia Kaufmann, Beigeordnete für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Wohnen, erklärt: „Dresden soll für alle hier wohnenden Menschen ein sicheres Zuhause sein. Deshalb haben wir ein starkes Bündnis gegen häusliche Gewalt geschmiedet. Unser gemeinsamer Standpunkt lautet: Gewalt hat in Dresden keinen Platz! Mit dem neuen Strategiepapier verfügt unsere Stadt erstmals über einen umfassenden Ansatz gegen jegliche Form von geschlechtsspezifischer Gewalt. Ich danke allen, die zu diesem wichtigen Grundlagenwerk beigetragen haben. Jetzt geht es darum, die Prioritäten und Prinzipien des Gewaltschutzes in den vielfältigen Fachplanungen der städtischen Ämter und Eigenbetriebe zu berücksichtigen und die Strategien gemeinsam mit allen Partnerinnen und Partnern umzusetzen.“
Ein besonderes Augenmerk legt das Strategiepapier auf die interkulturelle Orientierung. Die Fachkräfte in den Beratungsstellen und Schutzhäusern werden bei der Entwicklung ihrer interkulturellen Kompetenzen unterstützt und sollen Diversität beachten. Die Integrations- und Ausländerbeauftragte sowie der Integrations- und Ausländerbeirat sind intensiv beteiligt.
Die Verwaltung wird fachspezifische Konzepte für die Umsetzung des Strategiepapiers erstellen und damit einen vernetzten, ressortübergreifenden Ansatz des Gewaltschutzes entwickeln. Das Papier dient als verbindliche Richtschnur für die Fachplanungen, um Interventionsketten und Prävention wirksamer und koordinierter zu organisieren.
Zwischen 46.000 und 60.500 Dresdnerinnen haben schon mindestens einmal häusliche und/oder sexualisierte Gewalt erfahren. 2020 verzeichnete die polizeiliche Kriminalstatistik für Dresden insgesamt 1.205 Opfer von häuslicher Gewalt, davon sind 839 weiblich (69,6 Prozent) und 366 männlich (30,4 Prozent). 
Gewalt bezeichnet Handlungen, die zu körperlichen, sexuellen, psychischen oder wirtschaftlichen Schäden führen oder führen können, einschließlich der Androhung solcher Handlungen, der Nötigung oder der willkürlichen Freiheitsentziehung. Von geschlechtsspezifischer Gewalt sind häufig Frauen und Menschen betroffen, die sich als lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell, transgender, intersexuell, queer oder andersgeschlechtlich verstehen. Häusliche Gewalt richtet sich hauptsächlich gegen Mädchen und Frauen, betroffen sind aber auch Jungen, Männer und Menschen mit anderen Geschlechtsidentitäten.
Den Impuls zu dem neuen Dresdner Strategiepapier gab die sogenannte Istanbul-Konvention. Deutschland hat das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt im Oktober 2017 ratifiziert. Im Juni 2020 fasste der Dresdner Stadtrat einen ersten Grundsatzbeschluss ein lokales Gewaltschutz-Konzept zu erstellen. Die Stadtverwaltung erarbeitete es gemeinsam mit Expertinnen und Experten, darunter D. I. K. – Dresdner Interventions- und Koordinierungsstelle bei Häuslicher Gewalt, Frauenschutzhaus Dresden e. V., Frauen für Frauen e. V., Frauen- und Mädchengesundheitszentrum MEDEA e. V., Opferhilfe Sachsen e. V. und Männernetzwerk Dresden e. V. Das IRIS Institut für regionale Innovation und Sozialforschung e. V. trug mit wissenschaftlicher Expertise maßgeblich zu dem Strategiepapier bei.
Der Stadtratsbeschluss V1831/22 vom 16. Juni 2023 ist im Ratsinformationssystem veröffentlicht: https://ratsinfo.dresden.de