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Galerie 2. Stock: Vernissage am 19. September

Ausstellung „Ressource und Konsequenz“ thematisiert menschliche Position in ökologischen Kreisläufen

Am Montag, 19. September 2022 eröffnet Annekatrin Klepsch, Bürgermeisterin für Kultur und Tourismus, 18 Uhr in der Galerie 2. Stock im Neuen Rathaus, Dr.-Külz-Ring 19, die Ausstellung „Ressource und Konsequenz“. Die Kunsthistorikerin Katharina Arlt führt in die Ausstellung ein. Musikalisch begleitet wird die Vernissage von Gabriel Jagieniak mit Akkordeon und Gesang.
 
In ihrer vierteiligen Jahresreihe „Natürlichkeiten“ stellen die Dresdner Sezessionistinnen die Mensch-Umwelt-Beziehung ins Zentrum ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Die vierte und abschließende Ausstellung der Jahresreihe heißt „Ressource und Konsequenz“ und zeigt bis zum F25. November Arbeiten von Christa Donner, Heidemarie Dreßel, Kerstin Quandt und Annerose Schulze. Hinter dem Ausstellungsthema stehen Überlegungen zum globalen Klimawandel und Artensterben, zu genetisch veränderten Organismen und zur Ausplünderung irdischer Ressourcen. In ihren Werken reflektieren die vier Sezessionistinnen insbesondere die Auswirkungen menschlichen Handelns auf unsere Biosphäre und Gesellschaft. 

Eine wesentliche Werkgruppe im Oeuvre der Künstlerin Christa Donner bilden farbig gefasste Terrakotta-Plastiken typisierter Protagonistinnen. Für die aktuelle Ausstellung verarbeitet sie ihre unmittelbaren, in den Landkreisen Meißen und Erzgebirge erlebten Naturwahrnehmungen als miniaturisierte keramische Reliefs. Schrittweise entwickelt die Künstlerin aus einzelnen Tonpartikeln realistische und zugleich imaginierte Landschaften. Ihre sanften Ebenen und weiten Himmel in pastellenem oder erdigem Kolorit sind auch als Orte der Innerlichkeit und Empfindsamkeit zu verstehen. 
Im Medium kolorierter Kaltnadelradierungen formuliert die Plastikerin Heidemarie Dreßel erste Bilderfindungen und Entwürfe für raumgreifende sozialkritische Installationen und Objekte. Ihre Terrakottareliefs weisen organische, fluide Formen auf, als seien sie natürlichen Ursprungs. Doch bei genauer Inaugenscheinnahme werden archaische, kulturgeschichtlich überlieferte Grundformen sichtbar. Die Künstlerin nutzt dabei grobkörnige keramische Oberflächen, die sie in Rillen und Furchen bearbeitet. Trocknungsrisse und Unregelmäßigkeiten der keramischen Objekte werden Teil der Bildsprache, die auf Brüche und Friktionen des Verhältnisses von Natur und Zivilisation aufmerksam machen will. 
In ihrem Langzeitprojekt „Waste Off“ beobachtet Kerstin Quandt die Erscheinungsformen unseres Konsum- und Wegwerfverhaltens, das sie als tragische Artefakte menschlicher Existenz fotografiert und in spontanen Notaten abstrakter Tuschmalereien kommentiert. Die hier gezeigte Serie schwarzer Tuschpinselzeichnungen auf großformatigen Papierträgern ist geprägt von minimalistischer Komposition und Bildsprache. Pointiert skizziert die Künstlerin in ihren mitunter fast piktogrammartig anmutenden Szenerien Ursache und Konsequenz zunehmenden ökonomischen und ökologischen Ungleichgewichts innerhalb der westlichen Gesellschaft. 
Die Bedrohung aquatischer Ökosysteme steht im Zentrum mehrerer Werkreihen von Annerose Schulze. Basis ihrer komplexen Kompositionen auf handgeschöpften Papieren sind amorphe Formen und Farbgeflechte des Aquarells. Sie dienen der Künstlerin gewissermaßen als Ausgangspunkt ihrer nun folgenden Collage und Stickerei. Gleich zarten Reliefs schimmern locker gestickte Seidengarnbögen als Kreisformationen und Lineaturen inmitten der weitgehend abstrakten Bildgründe. Mitunter sind es konkrete Grapheme und partiell angedeutete Figurationen, die auf Themen wie Überfischung und hormonelle Belastung in Fließgewässern verweisen.
Geprägt durch eine hohe Diversität in Medium und Bildsprache eint die vier künstlerischen Positionen ihr naturethischer Anspruch, der eine klare Neubestimmung der menschlichen Position innerhalb der ökologischen Kreisläufe fordert.

Geöffnet ist die Galerie 2. Stock montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, außer an Feiertagen. Der Eintritt ist frei. 

Hintergrund:
Dass weibliche Kunstschaffende innerhalb des Kunstbetriebes noch immer unterrepräsentiert sind, offenbarte die 2017 erneut entfachte Diskussion um Frauenrechte. Die Künstlerinnen des Vereins Dresdner Sezession 89 verstehen die eigene Weiblichkeit als integrativen Bestandteil ihrer kulturpolitischen und gesellschaftskritischen künstlerischen Arbeit. Prägend für das Engagement der Gruppe ist der aktive Austausch zwischen jungen und etablierten Künstlerinnen. In Projekten mit Gastkünstlern, Gleichgesinnten und ehemaligen Mitgliedern wollen sie ihr Publikum für akute Probleme wie Klimakrise, Fremdenhass, und soziale Isolation sensibilisieren. Im Bewusstsein um die historische und ökologische Bedeutung städtischer Gewässer entstand auf Initiative der Sezessionistinnen zu Beginn der 1990er Jahre die Idee eines Wasserkunstweges in Dresden. Die zunächst temporären Aktionen wurden mit dem Förderpreis der Landeshauptstadt Dresden ausgezeichnet und 1998 um dauerhafte Skulpturen und Installationen ergänzt. 


Der Dresdner Sezession 89 e. V.
Bereits vor über dreißig Jahren, im März 1990, gründeten 21 Künstlerinnen und zwei Kunstwissenschaftlerinnen die Künstlervereinigung Dresdner Sezession 89 e. V. Denn auch wenn offizielle Gleichberechtigungsbekundungen mehr versprachen, war die Kunstszene in der DDR trotz allem von Männern dominiert. Die Dresdner Sezessionistinnen nutzten die Zeit des politischen Umbruchs, um Raum für weibliche Wahrnehmungsweisen und das Schaffen von weiblichen Kunstakteuren zu bereiten. Der Name „Sezession“ impliziert eine Loslösung von etablierten Strömungen im Kunstbetrieb und soll an die künstlerischen Sezessionen zu Beginn des 20. Jahrhunderts erinnern. Obgleich jene Vereinigungen wie etwa die „Dresdner Sezession Gruppe 1919“ um Otto Dix und Conrad Felixmüller Frauen noch nicht einbezogen. Der Zugang zu den meisten deutschen Kunsthochschulen war Frauen erst ab 1919 möglich. Festes Domizil der Dresdner Sezessionistinnen ist seit 1996 die gemeinsame „galerie drei“, die mittels institutioneller Förderung des Amtes für Kultur- und Denkmalschutz der Landeshauptstadt betrieben wird. Doch der Ausstellungsraum dient nicht primär der Präsentation eigner Arbeiten, die Mitglieder nutzen die Galerie überwiegend, um Positionen anderer weiblicher Kunstschaffender vorzustellen. In Vernetzung mit der (inter-)nationalen Kunstszene entwickeln die Künstlerinnen der Dresdner Sezession 89 Ausstellungen und Projekte, die die Öffentlichkeit für das weltweite Schaffen weiblicher Kunstakteure sensibilisieren.

Kontakt:
Dresdner Sezession 89 e. V.
galerie drei
Prießnitzstraße 43
01099 Dresden
www.sezession89.com