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https://www.dresden.de/de/rathaus/stadtbezirksaemter/leuben/geschichte/132010100000171007.php 06.05.2015 11:38:46 Uhr 22.12.2024 12:01:53 Uhr

110 Jahre Rathaus Leuben (1901-2011)

...An einem Novemberabend des Jahres 1896 trafen sich die Gemeinderatsmitglieder im Vereinszimmer des „Lindengarten". Das kleine Dorf Leuben hatte sich zum Industrie- und Gewerbestandort entwickelt. Entlang der „Sächsisch-Böhmischen Eisenbahn" entstanden Fabriken und Wohngebäude, die bis hin zur Pirnaer Landstraße reichten. An jenem Abend beschloss man eine Vielzahl richtungweisender Bauvorhaben:

1. Ausbau des Feldweges nach Kleinzschachwitz zur befahrbaren Straße mit Namen „Königsallee" (heute Berthold-Haupt-Straße) zum Termin im Herbst 1898

2. Bau einer Gemeinde-Trinkwasserleitung zum Termin Frühjahr 1900

3. Bau eines Rathauses zum Termin Frühjahr 1901.

Am 15. Januar 1897 stellte der Gemeindevorstand den offiziellen Antrag, ein geeignetes Grundstück für ein Rathaus auszuwählen und entschied sich nach Prüfung mehrerer Projekte im Juni 1898 für ein Flurstück zwischen der alten Leubener Kirche und der Residenzstraße (heute Hertzstraße). Die Lage wurde als vorteilhaft bezeichnet, denn das Rathaus sollte neben der Kirche den Mittelpunkt des Ortes bilden. Der Kaufpreis betrug für eine Fläche von 3 100 Quadratmetern insgesamt 27 500 Mark. Bereits im Dezember 1898 lagen drei Entwürfe für den Rathausbau zur Begutachtung vor, der des Dresdner Architekten Gustav Hänichen wurde als der vorteilhafteste anerkannt und der Aufsichtsbehörde zur Genehmigung eingereicht. Drei Monate später wurde der Rathausbau beschlossen und der Baumeister Otto Beeger aus dem Nachbardorf Niedersedlitz mit der Ausführung beauftragt. Der erste Spatenstich ohne festliche Zeremonie fand am 18. April 1900 statt. Die Grundsteinlegung einen Monat nach dem Spatenstich war nach alter Tradition recht feierlich. Am 18. Juli 1900 erfolgte die Ausschreibung der Tischler-, Glaser-, Schlosser- und Malerarbeiten. Die damals vorveranschlagten Preise für die Errichtung des Rathauses seien hiermit genannt: Erd-, Maurer- und Zimmermannsarbeiten 73 000 Mark, Steinmetzarbeiten 10 000 Mark, Dachdeckerarbeiten 1 500 Mark, Klempnerarbeiten 900 Mark.

Der Rathausbau ging zügig voran und am 28. Februar 1901 konnte die Rathausweihe begangen werden. Der Rathausneubau fand allseits Bewunderung. Der Architekt Hänichen hatte verschiedene Baustile einbezogen: Gotik, Renaissance, Barock und Jugendstil.

Nach jenem frohen Tag erlebte das Rathaus eine wechselvolle Geschichte. In den Amtsräumen wurden Beschlüsse von großer Tragweite gefasst: Die Erweiterung der Dresdner Vorortsstraßenbahn nach Kleinzschachwitz 1905 und die Gründung der Leubener Baugenossenschaft 1911. Bis 1932 begrenzte sich der Amtsbereich auf die unteren Etagen mit Gemeindeverwaltung, Meldeamt, Polizeiwache und Ortssparkasse, das 2. und 3. Obergeschoss blieb als Wohnraum belegt. In der dritten Etage lagen die Wohnungen der Gemeindebediensteten, die schönste und größte Wohnung im zweiten Geschoss bezog Hermann Otto Dittrich (1864- 1929) mit seiner Familie. Er brachte als erster Ortsvorsteher das Dorf mächtig voran; heute pflegt das Ortsamt sein Familiengrab. Ab Januar 1933 benötigte die Verwaltung auch das 2. Obergeschoss. Das Erdgeschoss belegten Sparkasse, Fürsorge und der Posten der 29. Sicherheitspolizeiwache. Eine Wendeltreppe verband das 1. Obergeschoss mit den Verwahrungszellen im Zwischengeschoss und dem Keller. Die Kriminalabteilung im 1. Obergeschoss diente als Tarnung für die Gestapozentrale Dresden-Ost.

Wie damals üblich, wurde beim Bau des Rathauses auch ein Ratskeller errichtet. Im Keller waren eine Bierstube und eine Restaurantküche, im Erdgeschoss befand sich der Gastraum. Die verschiedenen Wirte hatten jedoch mit einem zeitweise mangelnden Umsatz zu kämpfen, so dass am 11. März 1921 das endgültige Aus für die Gast-stätte kam. 1925 erfolgte der Beschluss zur Errichtung eines Volksbades im Rathaus. Wenig später wurden vier Badewannen und vier Brausebäder in den Räumen des ehemaligen Ratskellers eingerichtet, die sich bei der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreuten. Mit der zunehmenden Ausstattung der Wohnungen mit Bädern nahm die Nachfrage jedoch immer mehr ab, so dass das Volksbad 1992 geschlossen wurde.

Nach den großen Zerstörungen im Februar 1945 diente das Rathaus gemeinsam mit der Leubener Schule auch als Auffangstelle der Bombenflüchtlinge. Danach waren im Haus verschiedene öffentliche Institutionen untergebracht, u. a. sind zu nennen: die Stadtsparkasse Dresden, die Konsumgenossenschaft Dresden Ost e.G.m.b.H., die Kommunale Wohnungsverwaltung Dresden-Ost mit zentraler Abrechnungsstelle, das Gesundheitsamt (Mütterberatung, Impfstelle) und die polizeiliche Meldestelle.

Mit der politischen Wende und der Aufteilung Dresdens in zehn Ortsamtsbereiche wurde das Rathaus zum Ortsamt bestimmt und 1998 nach umfangreicher Dach- und Innensanierung der Öffentlichkeit übergeben. Seitdem ist es Sitz der Ortsamtsleitung und verschiedener Sachgebiete. Ihren provisorischen Sitz hatte die Ortsamtsleitung zuvor seit 1991 auf der Berthold-Haupt-Straße 2. Im Rahmen der Rekonstruktion wurde auch der historische Bürgersaal nach altem Vorbild wiederhergestellt. Von Studenten der Fachklasse "Restaurierung historischer Wandmalerei und Architektur-farbigkeit" der Hochschule Bildende Künste unter Leitung der Spezialistin E. Schirmer konnte 1999 die ursprüngliche Gestaltung der Decke mit ihren Stuckornamenten und Schriftformen wiedergewonnen werden: in der Nordwestecke eine Bäuerin, im Südwesten ein dicker Bauer, nach Südosten einer andersgearteter ebensolcher und an der Nordwand über der Tür ein Affe mit einem Baum sowie in der Nordostecke ein Wächter, nachdem dieses Bild -offenbar durch einen später eingezogenen Abluftschacht vom Bad - fast vollständig zerstört war. Alle Figuren werden durch Wappen, Geräte, Blätter, Früchte und Bänder gerahmt.

Der frühere Ratskellersaal, der nun als Bürgersaal zur Verfügung steht, wird heute für die monatlichen Sitzungen des Ortsbeirates Leuben, für Ausstellungen, Vorträge und sonstige kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Zwei Tage vor dem Elbehochwasser im August 2002 war auch der Ortsteil Leuben mit seinem Rathaus von Überschwemmungen des Lockwitzbaches betroffen.

Im Jahr 2006 konnte über Sponsoring eine zuschaltbare Beleuchtung der Außenfassade realisiert werden, die bei besonderen Festlichkeiten angeschaltet wird.

2008 erfolgte die denkmalgerechte Sanierung der Außenfassade sowie des Hofes.

Anlässlich des 110-jährigen Jubiläums 2011 war die Ausstellung „Dresdner Rathäuser“ mit einer Ergänzung zum Leubener Rathaus im Bürgersaal zu sehen.

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