Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/leben/gesellschaft/migration/aktuelles/interkulturelle-tage/interviewserien/folge-3-2018.php 25.09.2019 14:37:57 Uhr 22.12.2024 07:06:34 Uhr |
Interview-Serie 2018
„Du und Ich. Wir in Dresden.“ – Engagierte stellen sich vor
Folge 3 - Drei Fragen an Katrin Witte, eine der Initiatorinnen von „Willkommen in Johannstadt“
Im dritten Teil steht das Thema „Brücken bauen – miteinander Neues gestalten.“ im Mittelpunkt. Dazu gibt Katrin Witte aus Dresden Auskunft. Sie ist eine der Initiatorinnen von „Willkommen in Johannstadt“ und organisiert dort die Patenvermittlung. Dresdnerinnen und Dresdner werden so mit Geflüchteten zusammengebracht.
Sie sind sehr aktiv in der Johannstadt. Was genau machen Sie?
Ich bin seit 2015 ehrenamtlich aktiv. Damals, als immer mehr Flüchtlinge nach Deutschland kamen, habe ich gedacht, jetzt möchte ich mich auch engagieren. Ich ging zu Veranstaltungen in Dresden, um mich zu informieren und zu vernetzen. Im Laufe der Zeit entstand dann die Initiative „Willkommen in Johannstadt“. Inzwischen gibt es einen festen Kern, der sich wöchentlich trifft und die verschiedenen Angebote und Projekte koordiniert.
Wir haben regelmäßig stattfindende Angebote, zum Beispiel drei offene Sprachangebote. Mit diesen richten wir uns – neben einem Deutschtraining für alle – auch an Frauen mit kleineren Kindern und an geflüchtete Eltern von schulpflichtigen Kindern. Also, es gibt einige, die können aus verschiedenen Gründen, weil sie beispielsweise kleine Kinder zu Hause haben, nicht an einem normalen Sprachkurs teilnehmen. Diesen Eltern soll unser Angebot helfen, Verantwortung gegenüber ihren Kindern zu übernehmen, damit zum Beispiel nicht das Kind früh in der Schule anrufen und sich krankmelden muss. Außerdem bieten wir an der 101. Oberschule Förderunterricht an und haben ein wöchentliches Angebot um bei Bewerbungen auf Jobs und Ausbildung zu helfen.
Einmal im Monat findet zudem ein offenes Treffen statt, wo man uns kennenlernen kann und wir unsere Angebote vorstellen. Das machen wir seit circa anderthalb Jahren und es findet immer an verschiedenen Orten in der Johannstadt statt. Wir möchten damit Kooperationen stärken und neue Kontakte aufbauen.
Wie sieht Ihre Arbeit als Patenvermittlerin aus?
Die Arbeit mit der Patenvermittlung begann bereits im Jahr 2016. Da wurden Gesuche an uns heran getragen – Eltern, die für ihre Kinder Unterstützung beim Lernen suchten und Erwachsene und Familien, die Hilfe beim Deutschlernen und bei der Bewältigung der behördlichen Angelegenheiten benötigten. Die Patinnen und Paten arbeiten ehrenamtlich. Auf der einen Seite ist es unser Anliegen den Geflüchteten zu helfen, auf der anderen Seite möchten wir Einheimischen die Möglichkeit geben, in Kontakt mit Geflüchteten zu kommen und selbst aktiv zu werden.
Inzwischen haben wir eine Online-Plattform, auf welcher wir Texte zu den Personen und Familien veröffentlichen, die gerade eine Patenschaft suchen. In der Kurzinformation beschreiben wir, wer die Menschen sind, welcher Bedarf besteht und in welchem Stadtteil sie leben. Uns ist es wichtig, dass sich Menschen finden, die auf einer Wellenlänge sind und möglichst nahe beieinander wohnen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Patenschaft.
Welche Erfahrungen haben Sie bei dieser Arbeit gemacht?
Bei den Patenschaftsvermittlungen vereinbare ich im Vorfeld Gespräche. Anfangs erzähle ich etwas von unserem Netzwerk, dann besprechen wir, welche Unterstützung derjenige geben möchte und ansonsten höre ich einfach zu. So bekomme ich meistens heraus, wer gut zusammenpasst oder auch wo noch offene Fragen sind.
Einige haben bereits Erfahrungen mit Geflüchteten gesammelt. Es gibt aber auch Menschen, die noch keinen Kontakt hatten. Ich spreche daher auch immer Themen der interkulturellen Kompetenz an und versuche deutlich zu machen, dass es wichtig ist, dem anderen gegenüber offen zu sein. Ich habe schon viele solcher Gespräche geführt und es ist immer wieder interessant, wie verschieden die Menschen sind. Dabei wird einem aber auch sehr deutlich bewusst, dass Integration Zeit von beiden Seiten benötigt. Doch wenn man sich darauf einlässt, dann erweitert der Kontakt mit Geflüchteten den eigenen Horizont, da man aus der eigenen Komfortzone herausgeht. Die Geschichten, die ich höre, relativieren oftmals die eigenen Probleme und stimmen mich milde auf das, was ich im Alltag schwierig finde.
Wenn Sie Interesse an einer Patenschaft haben oder die Arbeit von Willkommen in Johannstadt auf anderen Gebieten unterstützen möchten, schreiben Sie gern eine E-Mail an info@willkommen-in-johannstadt.de.
(Das Interview führte Frau Jana Tessner.)