Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de

https://www.dresden.de/de/leben/gesellschaft/migration/aktuelles/interkulturelle-tage/interviewserien/folge-1-2017.php 25.09.2019 14:36:41 Uhr 27.07.2024 14:27:37 Uhr

Interview-Serie 2017

"Vielfalt gemeinsam gestalten! Wer steckt dahinter?"

Folge 1 - Drei Fragen an den Künstler Wagner Moreira

Workshop Wagner Moreira

Den Anfang der Serie macht Wagner Moreira. Er ist ein brasilianischer Tanzkünstler, der sich in diesem Jahr mit zwei Veranstaltungen an den Interkulturellen Tagen beteiligt.

Warum ist es wichtig, bei den Interkulturellen Tagen mitzumachen?

Es ist mir gerade als Kulturmacher in Dresden sehr wichtig und als jemand, der aus einem anderen Land kommt, sich an so einem Event zu beteiligen. Die Interkulturellen Tage bieten einen tollen Rahmen, um sich selbst und die eigene Arbeit präsentieren zu können.

Mein Stück heißt „I Play D(e)ad”. Es ist eine biographische Arbeit, in der ich die Themen Depression, Suizid, Tod, freie Entscheidung und Demokratie in einer Tanzperformance umsetze. Meine Veranstaltungen finden in einer Jahreszeit statt, in der weltweit sehr viel über diese Themen gesprochen wird. Diese Zeit heißt auch Yellow September. Die Farbe Gelb steht hierbei für „Achtung”. Ich denke, dass Dresden eine weltoffene Stadt ist und sich sehr gut mit diesem Thema auseinandersetzen kann und sollte.

Mein Wunsch ist, dem Stück noch mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Genau dabei können mich die Interkulturellen Tage gut unterstützen.

Seit wann sind Sie Dresdner?

Ich bin seit fast zehn Jahren Dresdner. Ich freue mich sehr, dass ich hier die Möglichkeit habe, meine Arbeit durchzuführen. Die Entscheidung, Künstler zu werden und ins Ausland zu gehen, war für mich ein politisches Statement und meine Art, mich in die Gesellschaft zu integrieren. Sich mit dem Thema „Minderheiten“ zu beschäftigen, ist für mich gerade in Dresden ein großes Thema.

Seit ich nach Dresden gekommen bin, ist eine große Veränderung in der Stadt passiert. Dresden ist viel bunter und internationaler geworden. Aber auch nicht ohne Konflikt und Widerstand. Ich habe gemerkt, wie wichtig die Anwesenheit internationaler Menschen in der Stadt ist. Manchmal finde ich es ein bisschen bedenklich und frage mich, wie eigentlich alle diese verschiedenen Menschen in eine Gesellschaft integriert werden können. Es ist eine Herausforderung für uns alle, jeden Menschen zu empfangen und ihnen eine stabile und eigenständige Lebenslage zu geben.

Dresden ist gerade ein Beispiel für den Widerstand. Ohne Revolution, kann es schwer zu einer Entwicklung kommen.

Wie kann gemeinsam Vielfalt gestaltet werden?

Menschen sollten zusammengebracht werden. Egal wie. Solange aber nur in Seminaren oder Symposien über Vielfalt gesprochen wird, ist es noch nicht gelebte Vielfalt. Ich denke, dass wir einfach miteinander in Kontakt treten müssen. Damit baut man Angst sofort ab.

Ein typisches Beispiel ist: Ich sitze im Bus und alle schweigen sich an. Dann plötzlich passiert etwas, ein Unfall zum Beispiel, und mit einem Mal entsteht ein Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Menschen. Sie kommen miteinander ins Gespräch. Plötzlich befinden sich alle in derselben Situation. Menschen sind gleich – sie sind alle Menschen. Ich bin ein Fan davon, miteinander in Kontakt zu treten.

Durch Kulturaustausch kommt es zu dem Bedürfnis, zusammen zu sein. Es ist sehr wichtig, diese Gelegenheiten zu ermöglichen und zu nutzen.

(Das Interview führte Frau Tamine Carvalho.)