Zukunft Innenstadt

Das Projektgebiet Innenstadt entspricht dem sogenannten „26er Ring", in dem sich schwerpunktmäßig der innenstadtrelevante Einzelhandel, die Hotellerie und Gastronomie sowie die städtische Hochkultur befinden. In Dresden sind trotz der durchaus bestehenden Funktionsmischung die in fast allen Städten zu verzeichnenden problematischen Tendenzen der Innenstädte vorhanden. Sie wurden durch die Corona-Pandemie verstärkt und beschleunigt. Der Einzelhandel gilt gemeinhin als Motor und Impulsgeber der Stadtentwicklung. Die Corona-Pandemie hat den seit Jahren bestehenden Strukturwandel im Einzelhandel in Richtung E-Commerce deutlich beschleunigt und setzt den lokalen Einzelhandel unter Druck. Augenfällig wird dies durch leerstehende Ladengeschäfte. Es bedarf attraktivitätsfördernder Maßnahmen, um potenzielle Innenstadtgäste (wieder) zu einem Besuch und Aufenthalt in der Innenstadt zu animieren.

Unter dem Projekttitel "Dresden findet InnenStadt" erarbeitet die Landeshauptstadt Dresden eine integrierte Handlungsstrategie für eine zukunftsfähige, funktionsgemischte und resiliente Innenstadt.

Ziele sind:

• Bewältigung akuter struktureller Problemlagen
• Stärkung des Zusammenhaltes unter Innenstadt-Akteuren
• Verbesserung der Zufriedenheit mit den innerstädtischen Angeboten
• Verzahnung Innenstadt mit E-Commerce/Digitalisierung
• Aktivierung von Akteuren und der Bürgerschaft
• Belebung der Innenstadt durch Reduzierung des Leerstandes

Die Herausforderungen für die Innenstadt beschränken sich nicht nur darauf, die Folgen der Corona-Pandemie für Handel und Gewerbe zu bewältigen. Die Innenstadt soll im Hinblick auf vielfältige Aspekte zukunftssicher gestaltet werden. Die Neue Leipzig-Charta benennt Klimawandel, sozialen Zusammenhalt und Digitalisierung als zentrale Problemstellungen für die Stadtentwicklung. Die Innenstadt als funktionsgemischtes Zentrum zu erhalten, ist Ziel einer gemeinwohlorientierten, integrierten und nachhaltigen Stadtentwicklung.  Besonders im Fokus stehen die drei Themenfelder der Neuen Leipzig-Charta:

• die gerechte Stadt (bezahlbarer Wohnraum, soziale Infrastruktur, Smart City u. a.),
• die grüne Stadt (grüne Infrastruktur, Baukultur, Stadt der kurzen Wege) und
• die produktive Stadt (Handel der Zukunft, Zwischen- und Umnutzung, neue Arbeitswelten). 

Die Zukunftsstrategie für die Innenstadt soll von möglichst vielen Menschen getragen werden. Diese Strategie wird vom Amt für Stadtplanung und Mobilität unter Beteiligung von Dresdner Bürgerinnen und Bürger sowie einer breiten Öffentlichkeit und weiteren Akteuren erarbeitet. Dazu gehörten im Herbst 2023 eine Online-Bürgerbefragung und jeweils zwei Vor-Ort-Befragungen in der Altstadt sowie der Inneren Neustadt.

Das Amt für Stadtplanung und Mobilität führte vom 25. Oktober bis 26. November 2023 eine Online-Befragung zur eine integrierte Gesamtstrategie, um das Stadtzentrum zukunftsfähig und resilient zu entwickeln.

1.243 Bürgerinnen und Bürger nahmen an der Online-Umfrage teil. Obwohl es sich bei der Umfrage um keine repräsentative Methode handelt, werden Grundideen und allgemeingültige Tendenzen ersichtlich.

Die Fragen drehten sich unter anderem um die Themen Kaufverhalten, Mobilität und Aufenthaltsqualität in der Inneren Neustadt (Gebiet 1 der Grafik) sowie der Altstadt (Gebiet 2 der Grafik). Wünsche und Anregungen konnten ebenfalls hinterlassen werden.

Wer hat mitgemacht?

• 91 % der Teilnehmenden wohnen in Dresden.
• Fast Dreiviertel der Teilnehmenden sind zwischen 30 und 59 Jahre alt.
• Jüngere und ältere Teilnehmende sind mit jeweils ca. 13 % in etwa gleichermaßen vertreten.
• Das Verhältnis von teilnehmenden Frauen und Männern ist fast ausgeglichen.

Innere Neustadt und Altstadt

Wichtige Erkenntnisse für die Innere Neustadt 

• Für den Großteil der Befragten gehört die Innere Neustadt nicht zu ihren regelmäßigen Aufenthaltsorten.
• Als Hauptgrund für den Aufenthalt der Inneren Neustadt gaben die Teilnehmenden den Besuch der gastronomischen Angebote an. Ebenso ist dieses Areal als wichtige Verkehrsachse für die Durchfahrt benannt worden.
• In den vergangenen Jahren hat sich die Wahrnehmung für etwa ein Drittel der Teilnehmenden negativ verändert. Die Innere Neustadt wird seltener aufgesucht.
• Obwohl die Bewertung des Einzelhandels insgesamt gut bis befriedigend ist, stellt die Einkaufsfunktion nicht den Hauptgrund des Besuchs dar.
• Der öffentliche Raum wird als befriedigend bewertet.
• Es gibt Hinweise auf fehlende oder mangelhafte Aufenthaltsräume. Die Aufenthaltsqualität sowie die damit verbundenen Faktoren wie Sicherheit, Sauberkeit sowie die Geräuschkulisse unter anderem durch die Verkehrsbelastung werden als verbesserungswürdig gewertet.
• Die Erreichbarkeit des Raums wird mit Angeboten für den Fuß-, Rad- und öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) als (sehr) gut bewertet.
• Es fehlen jedoch Parkplätze, gaben mehr als die Hälfte der Teilnehmenden an. In der Folge nehme die Durchfahrt sowie Park-Such-Verkehr und die Verkehrsbelastung zu. Die negativen Erscheinungen der Mobilität halten viele der Befragten vom Besuch der Inneren Neustadt ab.

Aus welchem Grund/welchen Gründen besuchen Sie die Innere Neustadt nicht? (offene Frage) 

Eine Auswahl von Originalzitaten:

• Trotz der guten Gastronomieangebote und der guten Läden ist es vom Aufenthaltsgefühl einfach weniger angenehm, als es in der Äußeren Neustadt ist.
• Zu viele parkende Autos in den Straßen, in denen ich flanieren möchte.
• kaum vielfältiges interessantes Shoppingangebote, zu wenige individuelle Läden, wenig Grünflächen und autofreie Zonen
• chaotischer und rücksichtsloser Fahrradverkehr auf der Hauptstraße, insbesondere für ältere Menschen und Kinder ungünstig
• Es fehlen konsumfreie und qualitativ hochwertige Aufenthaltsorte in der Inneren Neustadt.

In Zukunft soll die Innere Neustadt für mich sein...

Wichtige Erkenntnisse für die Altstadt 

• Die Altstadt wird von den Befragten sehr regelmäßig besucht.
• Der Innenstadtraum zieht die Besuchenden vor allem mit den „klassischen“ Angeboten aus den Bereichen Einzelhandel, Gastronomie und Kultur an. Der Fokus in der Altstadt liegt vor allem auf konsumbezogenen Angebote.
• Die Einstellung gegenüber der Altstadt hat sich bei etwa der Hälfte der Teilnehmenden in den vergangenen Jahren negativ verändert und wird teilweise seltener besucht.
• Der Einzelhandel wird, abgesehen von der Individualität der Produkte, als mit einem hohen Grad an Filialen gut bewertet. Als (sehr) gut bewerteten die Teilnehmenden die Gastronomie, Dienstleistungen, Kunst und Kultur. 
• Der öffentliche Raum wird unter anderem aufgrund fehlender oder mangelhafter Aufenthaltsräume, der Sicherheit und Sauberkeit als befriedigend eingeschätzt. Dies hält viele der Teilnehmenden vom Besuch der Innenstadt ab. Die Erreichbarkeit der Altstadt wird als sehr positiv benannt und für den Fuß-, Rad- und öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) als sehr gut, für den den motorisierten Individualverkehr als gut bewertet.
• Die Ausstattung und Anzahl der Stellplätze für den motorisierten Individualverkehr sowie Radverkehr werden als befriedigend bewertet. Dies spiegelt sich auch in der Bewertung der Verkehrsbelastung und dem Park-Such-Verkehr wider.

Aus welchem Grund/welchen Gründen besuchen Sie die Altstadt nicht? (offene Frage) 

Eine Auswahl von Originalzitaten:

• Mit dem Fahrrad schwer zu erreichen: Die St. Petersburger Straße, das Rathaus und die "Plätze" sind echte Barrieren.
• Die Sicherheit hat stark nachgelassen.
• Im Sommer ist die Altstadt zu heiß. Das Grünflächenangebot und öffentliche Sitzgelegenheiten sind zu gering.
• Viel zu eng bebaut. Aber alles dreht sich nur um Konsum. Durch die vielen Ketten-/Franchise-Unternehmen gleicht die Dresdner Altstadt den meisten (unschönen) Innenstadt-Stadtteilen anderer Großstädte.
• Einkaufen geht man leider nur allein bzw. als Erwachsene, aber nicht mit jüngeren Kindern. Für sie gibt es keine Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten.

In Zukunft soll die Altstadt für mich sein...

Am 9. und 11. November 2023 kamen Fachplanende des Amts für Stadtplanung und Mobilität und Mitarbeitende eines Stadtplanungsbüros jeweils von 10 bis 14 Uhr für eine Vor-Ort-Befragung in die Prager Straße/Altstadt sowie auf den Jorge-Gomondai-Platz bzw. dem Albertplatz/Innere Neustadt. Sie erhielten von den Bürgerinnen und Bürgern mehr als 160 Beiträge zur Zukunft der Innenstadt.   

Wichtige Erkenntnisse der Vor-Ort-Befragungen

Die Hinweise und Anregungen deckten sich überwiegend mit dem Ergebnis der Online-Befragung. Zusätzliche Themen vor Ort waren:

• fehlende Sport- und Spielmöglichkeiten
• Wunsch nach konsumfreien Bereichen, insbesondere auf der Prager Straße
• Wunsch nach mehr kostenfreien Toiletten und Trinkbrunnen
• mehr Grünflächen

Wohlfühl- und Nicht-Wohlfühlorte in der Innenstadt

Die Fachplanenden baten bei den Vor-Ort-Befragungen auch darum, auf einem Stadtplan Wohlfühlorte mit einem grünen punkt und Nicht-Wohlfühlorte mit einem roten Punkt in der Innenstadt individuell zu markieren. Aus dessen Verteilung ergeben sich räumlich verortete Hinweise für mögliche Maßnahmen, um die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu verbessern.

Die aus den beiden Bürgerbeteiligungsformaten gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Integrierte Gesamtstrategie Innenstadt mit ein. Es ist geplant, dem Dresdner Stadtrat die Integrierte Gesamtstrategie Innenstadt nach der Sommerpause zur Beschlussfassung vorzulegen und damit Handlungsgrundlage für die weitere Entwicklung der Dresdner Innenstadt werden.

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