Wie findet das Bauwerkmonitoring von Brücken statt? Was sind die rechtlichen Vorgaben?
Brücken und andere Ingenieurbauwerke wie Stützwände oder Tunnel werden alle sechs Jahre bei einer Hauptprüfung nach der DIN 1076 durch speziell ausgebildete Bauwerksprüfer inspiziert. Beim landläufig als „Brücken-TÜV“ bezeichneten Verfahren werden die Standsicherheit, die Verkehrssicherheit und die Dauerhaftigkeit ausgewertet und zu einer Zustandsnote von 1 (sehr guter Zustand) bis 4 (ungenügender Zustand) zusammengefasst. Des Weiteren finden alle drei Jahre sogenannte Einfache Prüfungen und jährlich Sichtprüfungen durch Fachpersonal der Stadtverwaltung statt. Weitere Untersuchungen finden nach außergewöhnlichen Ereignissen wie beispielsweise nach einem Hochwasser statt.
Wurde die Carolabrücke regelmäßig überprüft? Wie ist das Ergebnis ausgefallen?
Die Carolabrücke wurde vorschriftsmäßig regelmäßig überprüft. Die letzte Hauptprüfung von Zug C fand im Jahr 2023 mit dem Ergebnis der Zustandsnote 3,0 statt. Eine Zustandsnote von 3,0 bis 3,4 (nicht ausreichender Bauwerkszustand) bedeutet nicht zwangsläufig eine Nutzungseinschränkung des Bauwerkes, sondern ist vielmehr ein Indikator dafür, dass in näherer Zukunft eine Instandsetzungsmaßnahme zu planen ist. Wenn bei der Bauwerksprüfung eine Beeinträchtigung der Standsicherheit oder Verkehrssicherheit festgestellt wird, so werden selbstverständlich sofort entsprechende Maßnahmen getroffen, um die erforderliche Sicherheit weiterhin zu gewährleisten. Das war bei der Carolabrücke nicht der Fall.
Was ist seit der Wende konkret an der Carolabrücke gemacht worden? Was war in Planung?
Die Carolabrücke ist eine Spannbetonhohlkastenbrücke mit drei Zügen mit Baujahr 1971. Brückenzug A ist der elbaufwärts gelegene, Zug B der mittlere und Zug C der teilweise eingestürzte elbabwärts gelegene Brückenzug. Von November 2019 bis Ende 2023 wurden die Brückenzüge A und B der Carolabrücke saniert. Dabei wurde ein besserer Bauwerkzustand erreicht. Die Sanierung des Brückenzuges C befand sich gerade in der Ausschreibung. Der Baubeginn sollte im Januar 2025 sein. Die letzte grundhafte Instandsetzung aller Brückenzüge erfolgte in den Jahren von 1992 bis 1996. Ein Chloridentzug wurde im Jahr 2000 durchgeführt. 2006/2007 erfolgte der Austausch sämtlicher Brückenlager.
Warum wurden die drei Brückenzüge der Carolabrücke in dieser Reihenfolge saniert und welche Rolle haben dabei die Zustandsbewertungen der Brückenzüge gespielt?
Viele verschiedene Faktoren spielten bei der Sanierungsreihenfolge der Brückenzüge der Carolabrücke eine Rolle. Dazu zählen natürlich die Zustandsbewertungen der Brückenprüfungen. Allerdings bewertet die Zustandsnote nur den äußeren Zustand des Bauwerkes. Auf Grund der Bewertung aller vorliegenden Prüfungen und Informationen wurde sich für die Sanierungsreihenfolge Zug A, dann Zug B und anschließend Zug C entschieden. Insbesondere der Grad der Chloridbelastung spielte bei der Entscheidung eine große Rolle. so wiesen die Züge A und B eine höhere Belastung auf. Laut der Prüfberichte gab es zugleich keine Zustandsverschlechterung im Zug C innerhalb der letzten Jahre.
Auch die Sanierung der Augustusbrücke spielte bei den Abwägungen eine Rolle. Eine gleichzeitige Sanierung von Teilen der Carolabrücke sowie der Augustusbrücke, an welcher Hochwasserschäden von 2013 beseitigt wurden, war nicht möglich, da die Carolabrücke als Umleitung für den ÖPNV zur Verfügung gestellt werden musste.
Warum wurde nicht direkt nach Fertigstellung Zug B mit der Sanierung des Zug C begonnen?
Die Sanierung des B-Zuges der Carolabrücke dauerte bis Anfang Juni 2024 mit letzten Restarbeiten an. Die Brückensanierung muss immer im Winter starten, damit die Abdichtung der Brücke jeweils im Sommer, bei optimalen Temperaturen aushärten kann. Bei der Sanierung des Zuges C wäre es notwendig gewesen, dass bestimmte Maschinen von Zug B aus agieren, sodass hier eine vorherige Fertigstellung des Zuges B von Nöten war.
Wie ist der Zustand der Brücken in Dresden?
Der überwiegende Teil der Dresdner Brücken befindet sich in einem guten beziehungsweise befriedigenden Zustand. Von den insgesamt 314 Brücken in der Baulast der Landeshauptstadt Dresden, welche im Zeitraum von 2021 bis 2023 geprüft wurden, befinden sich 72 Prozent in einem sehr guten bis guten Bauwerkszustand (Note 2,4 und besser). Lediglich vier Prozent der Brücken befinden sich in einem kritischen Zustand (Note 3 und schlechter). Weitere 24 Prozent im Notenbereich 2,5 bis 2,9 mit noch ausreichendem Zustand bedürfen einer kurz- bis mittelfristigen Instandsetzung. An dieser grundsätzlichen Aufteilung hat sich auch im Vergleich zu den vorangegangenen Prüfzyklen nur wenig geändert. Das bedeutet, dass der Bauwerksbestand erhalten und im Vergleich zum Zeitraum 2015 bis 2017 in seinem Zustand sogar noch etwas verbessert werden konnte.
Wie steht es um die Brücken an der Königsbrücker Straße, Fabricestraße sowie um die Nossener Brücke?
Diese Brückenbauwerke sind Spannbetonbrücken mit einem anderen statischen System. Die Brücken befinden sich in ständiger Überwachung. Einschränkungsmaßnahmen sind bereits dort eingeleitet worden, wo die Prüfung ergeben hat, dass Maßnahmen notwendig sind. So gibt es an der Brücke Königsbrücker Straße und Fabricestraße eine Einengung des Querschnitts und an der Nossener Brücke eine Geschwindigkeitsreduzierung. Alle drei Brücken sind sanierungsbedüftig. Der Baustart der Brücke an der Fabricestraße soll im Jahr 2026 erfolgen. Ebenso wie bei der Nossener Brücke, die einen Ersatzneubau bekommt. Die Bauarbeiten an der Brücke Königsbrücker Straße am Industriegelände sollen 2027 erfolgen.
Aktualisiert: 24.09.2024