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https://www.dresden.de/de/rathaus/stadtbezirksaemter/klotzsche/Geschichte_des_Ortsamtes_Klotzsche.php 03.02.2020 10:17:17 Uhr 26.12.2024 19:49:23 Uhr

Historie der Klotzscher Ortsteile

Klotzsche

In einer Lehnsurkunde aus dem Jahre 1309 wird Klotzsche zum ersten Mal als "Kloiczowe" (slaw. = Rodung od. Quelle) genannt.

Die nach dem großen Dorfbrand von 1802 erst 1810/11 wieder errichtete Dorfkirche und die ebenfalls aus dieser Zeit noch vorhandenen Fachwerk-Altbauten verdeutlichen eindrucksvoll die ehemalige Bau- und Wohnweise der dörflichen Bevölkerung.

Als 1875  an der bereits 1845 eröffneten Eisenbahn Dresden-Görlitz-Breslau eingerichtet wurde, entwickelte sich von 1880 an bis etwa 1915 in der Nähe dieser günstig gelegenen Bahnstation ein neuer Ortsteil mit der Bezeichnung "Königswald". Als dessen Begründer gilt Friedrich August Quosdorf.  Eine große Zahl pensionierter Beamter, Künstler, Unternehmer und wohlhabender Privatiers wählten Klotzsche-Königswald als ihren Altersruhesitz.

Die amtliche Schreibweise "Klotzsche" wurde am 14. April 1883 eingeführt.

Etwa zu gleicher Zeit entstanden auch die Ortsteile Schänkhübel und Alberthöhe.

Beim Ausbau von Siedlungen im nördlichen Ortsgebiet nach 1920 wurde auch der Gartenstadtgedanke von Hellerau weiter verfolgt. So entstanden die Trobischberg-, die Eigenheim- und die Steinackersiedlung mit Gartengrundstücken.

Am 7. Juni 1903 wurde im Prießnitzgrund das "König-Friedrich-August-Bad" im "Waldluftkurort Klotzsche" nach Erweiterung wiedereröffnet.

1905/07 wurde die Neue Kirche (Christuskirche) in Klotzsche-Königswald erbaut und geweiht.
1927 entstand im Wald gegenüber dem Schänkhübel die Landesschule nach Plänen von Prof. Tessenow und Dr. Kramer. Es entstanden einige Siedlungen mit Ein- und Mehrfamilienhäuser und Gartengrundstücken für Arbeiter und Handwerker.

Mit dem Bau des neuen Dresdner Flughafens 1934/35 und verschiedenen Militärbauten wurde Klotzsche Garnisonstadt und erhielt am 18. November 1935 das Stadtrecht.

Im Selben Jahr wurde auch der markante Wasserturm eingeweiht.

Nach dem 8. Mai 1945 wurde die Stadt Klotzsche zum Verwaltungssitz (Rayonstadt) für alle umliegenden Gemeinden erhoben.

Durch einen Beschluß des Rates der Stadt Dresden erfolgte am 1. Juli 1950 die Eingemeindung nach Dresden.

In den Jahren nach 1955 prägte die Flugzeugindustrie der DDR den Stadtteil Dresden-Klotzsche.  Hier wurde das erste deutsche Passagierstrahlflugzeug - die 152 - entwickelt *1. Auch jetzt noch werden Flugzeugteile für Airbus gefertigt.

Neue Wohngebiete in Plattenbauweise entstanden in den 70-er und 80-er Jahren.

Nach der politischen Wende 1989 wurde der seit 1950 fast vergessene Name "Klotzsche" durch Schaffung eines eigenen Ortsamtsbereiches mit Zuständigkeit für Hellerau, Rähnitz und Wilschdorf wieder zu neuem Leben erweckt.

Im Juni 1994 wurde der Grundstein für eine neue Siemens-Chip-Fabrikgelegt. Heute sind hier über 3.000 Arbeitskräfte mit der modernsten Chiptechnologie Europas beschäftigt. Der Ausbau des schon vorhandenen ehemaligen DDR-Chipwerkes an der Grenzstraße ist ein weiterer Schritt zur Ansiedlung der Elektronikindustrie.

Mit dem Neubau des Autobahnanschlusses "Dresden-Flughafen" erhielt Klotzsche 1998 eine eigene Autobahnzufahrt. Es entstanden ansprechende Wohnsiedlungen mit Namen wie "Fontane-Park", "Pappelhain", "Wohnpark am Königswald" usw. Diese bieten den Bewohnern beste Wohnbedingungen am Rande des unmittelbar angrenzenden Naherholungs- und Landschaftsschutzgebietes "Dresdner Heide".
Klotzsche gilt als begehrter Wohnort und als wichtigster Standort der Landeshauptstadt für eine moderne und zukunftsorientierte Industrie und Forschung.

Hellerau

Von Hellerau spricht man als der »ersten Gartenstadt« Deutschlands, obwohl Hellerau niemals das Stadtrecht besaß.  

Vielmehr war es zu Beginn seiner Entwicklung eine Arbeitersiedlung, deren Vorbild englische Wohnsiedlungen sind, wie sie Ende des 19. Jahrhunderts von sozial und fortschrittlich denkenden Unternehmern als Alternative zur ungesunden Enge der städtischen Arbeiterwohnungen erbaut wurden.
Hellerau entstand ab 1909 mit dem Bau der "Deutschen Werkstätten für Handwerkskunst" und leitet seinen Namen von der Landschaft des nahen Dresdner Hellers ab.

Der Dresdner Tischlermeister Karl Schmidt (1873-1948) war ein solcher Unternehmer. Er kaufte von 42 Klotzscher und von 31 Rähnitzer Bauern insgesamt 140 Hektar Land und ließ seine neuen »Deutschen Werkstätten für Handwerkskunst« und Wohnungen für die dort beschäftigten Arbeiter und Familien entstehen.

1909 erfolgte der erste Spatenstich. Die Baupläne dazu stammten vom Münchner Architekten Richard Riemerschmid (1868-1957). Seiner malerischen Veranlagung ist die herrlich gemütliche Altertümlichkeit der ersten Wohnhäuser Helleraus zu danken.

Weitere bedeutende Architekten wirkten am Gesamtwerk Hellerau mit. Zu nennen sind hier besonders Hermann Muthesius, Heinrich Tessenow, Wilhelm Kreis und Oswin Hempel.

Zwischenzeitlich hatte die Kunst des rhythmischen Tanzes in Hellerau Einzug gehalten und mit ihr ihr geistiger Vater, der Schweizer Tanzpädagoge Emile Jaques-Dalcroze (1865-1950). Wolf Dohrn (1878-1914), ein Mitbegründer Helleraus, veranlaßte den Bau des Festspielhauses in Hellerau nach den Plänen von Prof. Heinrich Tessenow.  Der große Saal des Festspielhauses galt wegen der aufgehobenen Trennung zwischen Bühne und Zuschauerraum als Experimentierbühne Europas. Hellerau wurde wegen der Aufführung von Festspielen als das "sächsische Bayreuth" bezeichnet.
Nach 1933 wurde im Festspielhaus eine Polizeikaserne eingerichtet. 1945 hielt die Rote Armee hier Einzug und ließ die Gebäude verkommen.

Seit 1992 realisiert ein Förderverein die Rekonstruktion des Hauses mit dem Ziel, die ursprünglichen Ideen auf zeitgemäße Weise weiterzuführen.

Hellerau  wurde am 1. Juli 1950 mit einigen anderen bis dahin selbständigen Orten nach Dresden eingemeindet. Die Deutschen Werkstätten Hellerau, die während der sozialistischen Planwirtschaft in der DDR als Möbel-Kombinat weiter die begehrten "Hellerauer Möbel" herstellten, bemühen sich seit der politischen Wende unter harten marktwirtschaftlichen Bedingungen an ihre guten Traditionen anzuknüpfen.

Ganz Hellerau ist heute ein Flächenbaudenkmal was aber nicht ausschließt, dass auch hier Neues entstehen wird. Die Tradition Helleraus ist es ja gerade, Neues und Zukunftweisendes hervorzubringen.

Dank eines breiten bürgerschaftlichen Engagements ist Hellerau sächsischer Kandidat für die deutsche Vorschlagsliste als Weltkulturerbe der UNESCO*2

Rähnitz

Das Dorf Rähnitz (slaw. = Ranis) wurde im Jahre 1268 erstmals urkundlich erwähnt und gehört damit zu den ältesten Ansiedlungen des Dresdner Nordens. Welche Bedeutung dieser Ortsname hat, ist nicht sicher nachweisbar. Der Name bedeutet aber soviel wie "Ort der Ranis".

In seiner Anlage ist es als deutsches Straßendorf zu erkennen.

Bis 1547 gab es in unmittelbarer Nähe nördlich noch ein oberes und ein niederes Vorwerk Knapsdorf. Ein Teil des Dorfes Rähnitz gehörte zum Amte Moritzburg und wurde als "Klöppelgemeinde" bezeichnet. Der andere Teil von Rähnitz unterstand dem Rittergut Döhlen bei Freital und damit dem Amte Dresden. Erst im Jahre 1840 erfolgte die Aufhebung der Fron- und Holzdienste an das Kammergut Döhlen. Damit begann die Selbständigkeit des Dorfes Rähnitz.
Um die Jahrhundertwende 1900 begann in südlicher Richtung eine Erweiterung des Ortes mit einer mehr städtischen als ländlichen Bebauung im Bereich an der Hellerstraße.

Ein beliebtes Ausflugsziel der Dresdner und der Bewohner der umliegenden Orte war die Rähnitzer Windmühle. Sie war 1804 als Steinbau errichtet worden und diente als Aussichtsturm mit einer kleinen Gaststätte. Beim Bau der Flugzeugwerke 1955 wurde sie abgerissen.

Auf dieser als "Rähnitzer Höhe" bekannten Hochfläche kam es 1813 zu Gefechten zwischen Russen und Franzosen. Das Rähnitzer "Schlachtdenkmal" am Bauernweg erinnert noch an diese Ereignisse.

Am Südausgang des Dorfes befindet sich die im Volksmund als "Butterstampe" bekannte Meridiansäule, ein geodätischer Meßpunkt, den der Dresdner Astronom und Geodät Wilhelm Gotthelf Lohrmann 1828 zu Vermessungszwecken aufstellen ließ.

Verwaltungspolitisch ist Rähnitz 1919 mit Hellerau vereinigt worden. Seit 1938 wurde es als Hellerau-II bezeichnet und am 1. Juli 1950 nach Dresden eingemeindet.

Rähnitzer Bauern gaben 1909 Teile ihrer landwirtschaftlichen Flächen zur Errichtung von Hellerau, 1934 zum Bau des Flughafens und 1938 beim Bau der Autobahn ab.

Nach der politischen Wende 1989 kam die landwirtschaftliche Nutzung praktisch zum Erliegen und es reiften Pläne zur Ansiedlung eines größeren Gewerbegebietes "Airportpark" neben der Autobahn. 2001 erfolgte die Ansiedlung eines Globus-Baumarktes und 2002 der Bau des weltgrößten Maskenwerkes für die Chipindustrie in diesem Gewerbegebiet.

Wilschdorf

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Wilschdorf als Groß-Rähnitz (slaw. = Ranis maius) ist aus dem Jahre 1242 bekannt. Der Name des Ortes ist mit "Ort am Wolfsbach" oder "Wolfsholz" zu deuten.
Nachdem Wilschdorf von 1547 an zum Amte Dresden und ab 1875 zur Amtshauptmannschaft Dresden gehörte, wurde es am 1. Juli 1950 nach Dresden eingemeindet.

Seinen ländlichen Charakter hat sich das Dorf trotz einer bedeutenden Industrieansiedlung bis heute erhalten können.

Beachtenswert ist die Anlage als Straßenangerdorf mit alten Fachwerkhäusern und mit der alten Dorfkirche, des ältesten Kirchengebäudes der Stadt Dresden. Diese Kirche beherbergt einen Altar mit einer Abendmahldarstellung, vermutlich aus dem 16. Jahrhundert und eine eindrucksvolle Fresken-Wandmalerei aus dem 15. Jahrhundert.

Ebenso wie auch bei den anderen Ortschaften des Ortsamtsbereiches Klotzsche sind bei Grabungsarbeiten in Wilschdorf schnurkeramische Tongefäße und bronzezeitliche Gräber gefunden worden, die von einer sehr frühen Besiedlung der Gegend Zeugnis ablegen.
Der Dorfgasthof findet wegen der im Jahre 1942 eingebauten, aus dem Lucknerschloß Altfranken stammenden Renaissance-Kassettendecke besondere Beachtung.

Aus dem 17. Jahrhundert wird von Weinbau bei Wilschdorf berichtet. An den seit der Reblausplage 1886 nicht mehr bewirtschafteten Weinbergen entstanden neuere Wohnhäuser, Waldgärten mit Wochenendhäusern und Erholungsheime, sowie die beliebte Gaststätte "Waldmax".

Nordwestlich der Autobahnzufahrt Hellerau liegen im Waldgebiet der Jungen Heide die "Oltersteine". Es sind Reste von Braunkohlenquarzit aus der Eiszeit. Die sagenumwobenen Steine stehen seit 1937 unter Naturschutz und sind ein beliebter Rastpunkt bei Wanderungen in der waldreichen Umgebung.
Die nahegelegenen Waldteiche, die von dem Buchdrucker Max Hünig 1927 als Erholungsgebiet bekannt gemacht wurden, bieten ebenfalls reichlich Gelegenheit für Entspannung und Badespaß.

Wilschdorf ist verkehrstechnisch gut erschlossen und durch Buslinien mit Dresden und anderen Orten verbunden.

Im Jahre 1996 erwarb die amerikanische Firma AMD westlich des Ortes größere Landflächen und erbaute mit Unterstützung des Freistaates Sachsen und der Stadt Dresden einen modernen Fertigungskomplex für Bauteile der Computerbranche. Damit wird das Gebiet um Wilschdorf nun auch wirtschaftlich erschlossen.

Quellen:

Text - S. Bannack

überarbeitet August 2013 durch Ortsamt Klotzsche

*1 Wikipedia - http://de.wikipedia.org/wiki/152_(Flugzeug)

*2 Bürgerschaft Hellerau e.V. - http://www.hellerau-buergerverein.de/

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