Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/kultur/kunst-und-kultur/bildendekunst/kunst-im-oeffentlichen-raum/symposium/neeb.php 28.05.2015 15:35:09 Uhr 23.11.2024 12:57:46 Uhr |
Marit Neeb
„Aufgrund einer hohen Präsenz männlicher Künstler in Dresden und seinen Ausstellungshäusern (Stichwort: Albertinum) war es mir wichtig, eine Künstlerin zum Symposium und für ein ortsspezifisches Proposal einzuladen.
Ausschlagebend für die Wahl von Marit Neeb war, dass ihre skulpturalen und zeichnerischen Arbeiten sich vorwiegend mit Wandel, Widersprüchen und Wendeschleifen beschäftigen. Das immer wiederkehrende Thema in ihrem Werk ist der Wendepunkt, als einer Metapher für einen Moment, in dem sich laut Künstlerin „unsere Existenz entscheidend ändert oder wir beginnen, anders zu fühlen und zu denken. Der Wendepunkt verweist auf einen Zustand, in dem ein Ungleichgewicht der Kräfte eine dynamische Instabilität erzeugt, die tiefgreifende und teils unvorhersehbare Verhaltens- und Handlungsweisen auslösen kann. Er knüpft zudem an Vergangenes und Gegenwärtiges an.
Daher ist es hilfreich, dass Marit Neeb, Osterfahrungen (23.04.1971 in Potsdam-Babelsberg geboren) und insbesondere Musikerfahrungen mit Dresden verbindet. Ihre Bildung ist bis heute eine sehr klassische, so dass sie prädestiert ist, um Punkte oder Potentiale des Umschlagens in der Stadt Dresden, die nicht ohne Grund Elbflorenz genannt wird, aufzuspüren: „Ich beschäftige mich mit brüchigen Momenten, ihrer Distanziertheit von der Regel, ihrem Potential und mit Dingen, die im Übergang oder in Veränderung begriffen sind““
Dr. Petra Reichensperger über Marit Neeb
Projektentwurf für Dresden:
Length of time (‘s Uncertain Wing): 8 Phrase Rhythms for a bow, Composition 1
Lenght of time (‘s Uncertain Wing) ist eine rhythmische Komposition für die flexible Struktur eines Bogens. Als Resonanzkörper hat der Bogen eine bestimmte Eigenfrequenz. Mithilfe eines Exzentermotors und einer Zugfeder wird er in unterschiedlich schwingende Bewegungsabläufe versetzt und erzeugt dabei Klänge.
Ein Band Aluminiumblech ist durch ein Stahldrahtseil zu einem elliptischen Bogen gespannt, der auf seinen beiden Endpunkten steht. Eine Seite des Bogens ist durch ein Scharnier fix im Boden verankert.
Ein an dieser Seite installierter Exzentermotor gibt dem Bogen, verbunden durch eine Zugfeder, Bewegungsimpulse und bringt ihn zum schwingen. Die Bewegungsabläufe werden durch einen Mikrocontroller gesteuert.
Zur Komposition der rhythmischen Phrasen wird die Drehgeschwindigkeit des Exzentermotors in zeitlicher Abhängigkeit eingestellt. Durch die Drehbewegung wird die Feder gestreckt und an dem Bogen gezogen. Nähert sich die Frequenz, mit der die Feder gestreckt wird, der Eigenfrequenz des Bogens, fängt dieser an zu schwingen. Dreht sich der Motor schneller bzw. langsamer ebbt die Schwingung wieder ab.
Auch die Materialität des Bogens unterliegt einer zeitlichen Veränderung. Aluminium oxidiert an seiner Oberfläche schnell und blüht im Verlauf der Zeit zunehmend unregelmäßig weiß aus.
Impuls, Energie und Resonanz bilden zeitliche Konfigurationen von Stimuli, die aufeinander folgende und aufeinander bezogene Rhythmen von Bewegung und Klang ergeben. Die achtteilige Komposition erstreckt sich über einen Zeitraum von 16 Monaten.
In ihren rhythmischen Bewegungsverläufen bezieht die dynamische Struktur den Betrachter fühlbar mit ein, da sie an seine körperlichen Bewegungsempfindungen anknüpft. Es entsteht ein Pas de deux zwischen Arbeit und Betrachter.
Ausbildung
2003 BFA Art and Media, Universität der Künste, Berlin
2001 Meisterschüler Fine Arts, Universität der Künste, Berlin
2000 BFA Fine Arts, Universität der Künste, Berlin
1989 Professional degree commercial art designer